"Ulmer Spatzen" singen im Kölner Dom
Einer der besten deutschen Mädchenchöre ist zu Gast in der Reihe „Geistliche Musik am Dreikönigenschrein“
„Herr, höre unser Gebet!“ So heißt nicht nur einer der bekanntesten Chöre aus dem „Elias“. Diese flehentlich vorgetragene Bitte liefert auch die Überschrift zum nächsten Konzert am Dreikönigenschrein, das am kommenden Freitag von den „Ulmer Spatzen“ gestaltet wird. Dabei bildet dieser Teil des beliebten Oratoriums von Mendelssohn-Bartholdy zugleich den Schlusspunkt eines geistlichen Chormusikprogramms, mit dem das Ulmer Ensemble anlässlich seines Auftritts in der Reihe „Geistliche Musik am Dreikönigenschrein“ einen Bogen von Bach über die Romantik bis hin zu Douglas Coombes, John Rutter und Ola Gjeilo spannt.
Eigentlich sind die Ulmer Spatzen ein städtischer Chor, der in der Musikschule der Stadt Ulm verankert ist. Doch die jungen Sängerinnen zwischen 14 und 21 Jahren, die im Rahmen ihrer aktuellen Deutschlandtournee zum ersten Mal auch nach Köln kommen und hier mit fast 60 Stimmen gastieren – darunter auch vier Knaben – , pflegen gleichermaßen eine starke Beziehung zur Kirchenmusik und favorisieren daher neben dem Repertoire aller Stilbereiche, wie beispielsweise Volksliedern und Musicals, vor allem auch geistliche A-cappella-Kompositionen von Schubert, Fauré, Poulenc oder Pärt und Tallis. Reisen ins internationale Ausland bis hin nach Südafrika, Japan, Russland und den USA, aber auch zahlreiche Auszeichnungen sowie Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen haben dem Ulmer Spatzen-Chor bislang einen Bekanntheitsgrad weit über die eigene Stadt hinaus verschafft.
Für Domkantor und Mädchenchorleiter Oliver Sperling, der den Ulmer Spatzen zum ersten Mal beim Deutschen Chorwettbewerb 2002 in Osnabrück begegnet ist, wo die Ulmer in der Kategorie „Mädchenchor“ damals den ersten Platz belegten und die Kölner Zweite wurden, ist das Domkonzert ein Wiedersehen unter Freunden. Denn mit Chorleiter Hans de Gilde, der die Ulmer Spatzen seit 1998 ausbildet, als anerkannter Stimmbildner und Chorpädagoge gilt und in den 80er Jahren zunächst Kapellmeister an der Kathedrale in Utercht war, wo er selbst seine erste Gesangsausbildung als Chorknabe erhielt, verbindet Sperling trotz der immer wiederkehrenden Begegnungen bei Chorwettbewerben, wo beide regelmäßig in der Spitzengruppe mitmischen, weniger Konkurrenzdenken als eine herzliche inspirierende Kollegialität. Daher lag es für den Kölner Dommusiker auch nahe, diesen stimmlich herausragenden Chor, der vor allem auf Klangqualität und intensive Stimmbildung der einzelnen Sänger setzt, zu einem Besuch in Deutschlands größte Kathedrale einzuladen.
Zuletzt noch waren der Mädchenchor am Kölner Dom und die Ulmer Spatzen beim Deutschen Chorwettbewerb in Weimar 2014 gegeneinander angetreten – diesmal mit dem Ergebnis, dass Köln den Siegertitel für sich entscheiden konnte und die Ulmer Drittplatzierte wurden. Und auch die Chinareise auf Einladung des chinesischen Chorverbandes, die die Ulmer im letzten Jahr unternommen haben und von der der Kölner Mädchenchor gerade erst heimgekehrt ist, verbindet beide miteinander, so dass es für den viertägigen Köln-Aufenthalt der Ulmer in den Gastfamilien ihrer Chorkolleginnen auch übers Singen hinaus genügend Gesprächsstoff geben dürfte.
Das Konzert der Ulmer Spatzen unter der Leitung von Hans de Gilde beginnt am 4. November um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Außerdem singen die Gäste aus Ulm am Sonntag, dem 6. November, gemeinsam mit dem Mädchenchor am Kölner Dom das Kapitelsamt um 10 Uhr.
Beatrice Tomasetti