Feierlicher Schlusspunkt mit Pauken und Trompeten
Zum Ende des „Jahres der Barmherzigkeit“ singt der Kölner Domchor in der Liturgie die „Spatzenmesse“ von Mozart
Sie ist feierlich und kurz. Beides empfiehlt die Mozart-Messe in C-Dur, Köchelverzeichnis 220, mit dem fröhlichen Beinamen „Spatzenmesse“ für den liturgischen Gebrauch zu festlichen Anlässen. So fiel auch die Wahl Eberhard Metternichs, Leiter des Kölner Domchores, ohne Zögern auf die „Missa brevis et solemnis“, wie sie dem Typus nach genannt wird, als es darum ging, eine geeignete Musik für den liturgischen Schlusspunkt des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit zu finden.
Denn am morgigen Sonntag will Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki die Heilige Pforte am Kölner Dom, die er am 8. Dezember feierlich geöffnet hatte, wieder schließen und damit im Erzbistum Köln gleichzeitig das außerordentliche Heilige Jahr beenden.
Die Spatzenmesse – ihren Namen erhielt diese Messe im 19. Jahrhundert aufgrund der an Vogelgezwitscher erinnernden Vorschlagsfiguren im Allegro des Sanctus – gehört zum festen Repertoire des Kölner Domchores. Nach einer zehnjährigen Pause hatten die Sänger das Werk zuletzt am Pfingstfest wieder im Dom aufgeführt. Denn traditionell wird dann von den Chören am Dom eine illustre Orchester-Messe gesungen; ein Aufwand, der – übers Jahr gesehen – aber die Ausnahme in den 52 sonntäglichen Kapitelsämtern bleibt.
Diesmal dürfen bei der Spatzenmesse sogar schon die B-Chor-Knaben mitmachen. „Das ist Musik, die den Kindern schon beim Proben sichtlich Freude bereitet hat. Und mit den 22 Orchestermusikern, die in der aktuellen Interpretation auch die Klänge von Barocktrompeten und –posaunen zum Einsatz bringen, ist es ohnehin für die Jüngsten im Chor etwas ganz Besonderes, sich als Teil dieses großen Gesamtensembles zu erleben“, sagt Dommusik-Leiter Metternich. Pauken und Trompeten – das mache für die Knaben eben etwas her, lacht er.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, schrieb Mozart seine geistlichen Werke im Auftrag der Salzburger Erzbischöfe. Dabei musste der Komponist bei seinen Messen für den Alltagsgebrauch dem „kurzen Geschmack“ so manches Dienstherren Rechnung tragen. Einer Verfügung gemäß duften an „gewöhnlichen Sonntagen“ die fünf traditionellen Teile des Gottesdienstes aus dem Ordinarium nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Die vermutlich 1775 in München entstandene, aber für eine Aufführung im Salzburger Dom 1776 bestimmte Missa C-Dur wird diesem Wunsch allemal gerecht. Sie dauert insgesamt nur 17 Minuten.
Die Botschaft und das Anliegen des „Heiligen Jahres der Barmherzigkeit“ war in allen Gemeinden des Erzbistums von vielen Aktionen der Gläubigen begleitet worden und hatte zu zahlreichen Impulsen mit einer neuen Aufbruchstimmung geführt. Denn Papst Franziskus verband mit dieser weltkirchlichen Initiative primär das Anliegen, die Begegnung mit allen Menschen nach dem Vorbild Jesu zu gestalten und vor allem Menschen am Rand der Gesellschaft mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Ob Katholikentag, Weltjugendtag oder Romwallfahrt des Bistums – alles hatte ganz im Zeichen des Jahres der Barmherzigkeit gestanden. Außerdem hatte es nach dem Willen des Papstes erstmals auch in allen Bistümern eine "Heilige Pforte" an der jeweiligen Kathedralkirche und an weiteren Orten gegeben.
Das Pontifikalamt im Kölner Dom mit dem Kölner Domchor und Musikern des Gürzenich-Orchesters Köln unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich beginnt um 10 Uhr. Die Solisten sind: Dongmin Lee, Sopran, Luisa Kruppa, Alt, Wolfgang Klose, Tenor, und Patrick Cellnik, Bass.
Beatrice Tomasetti