Die Domchöre zeigen soziales Engagement
Der Erlös des Adventskonzertes im Kölner Dom geht an „Meeting Bismarck“
Die Liste der Hilfsgüter, die bislang über den Seeweg von Südeuropa das westafrikanische Land Ghana erreicht haben, ist lang: Ultraschallgeräte, ein Sterilisator, ein Kreißsaalbett, ein Krankenwagen, Rollstühle, Trinkwassertanks für Schulen und überhaupt eine ganze Menge an Schulmaterialien. Denn seit 2011 sorgt Sonja Liggett-Igelmund dafür, dass regelmäßig Überseecontainer mit dringend benötigten deutschen Medizinprodukten oder anderen Sachspenden, die die Menschen in Ghana für den Schulunterricht und andere ins Leben gerufene Bildungsprojekte brauchen, beladen werden.
Denn im Osten des Landes, in der Volta Region, liegt das Dorf Have mit knapp 8000 Einwohnern - darunter etwa 3200 Schulkindern -, die auf diese Aufbauhilfe in einem Land mit einem unterentwickelten Gesundheits- und Bildungswesen dringend angewiesen sind.
Was sich in den letzten fünf Jahren zu einem immer größer werdenden Netzwerk vieler sehr unterschiedlicher Hilfs- und Förderprojekten entwickelt hat, kam so richtig ins Rollen im Mai 2012. Denn da begann die Kölner Hebamme mit dem Blog "Meeting Bismarck, als Hebamme nach Ghana" und berichtete in ihrem Internet-Tagebuch von ihren ersten Aktionen und Erfahrungen in diesem fremden Land, mit dem sie allmählich immer vertrauter wurde. Da gab es noch keinen Verein und auch noch keine Spendencontainer, aber bereits eine in Wochen und Monaten gewachsene Freundschaft zu den ghanaischen Hebammenkolleginnen dieses Dorfes und zu einem kleinen Jungen namens Bismarck, bei dessen Geburt die Kölnerin damals im Rahmen eines vom WDR angestoßenen Filmprojektes assistierte.
Auslöser für die 2013 erfolgte Gründung des Vereins „Meeting Bismarck - Gododo Ghana“ war, dass Sonja Liggett-Igelmund ein Jahr zuvor als Vertreterin ihrer Berufssparte für eine Beitragsserie des Senders angesprochen worden war und schließlich die Protagonistin des Films "Job im Gepäck, als Hebamme nach Ghana" von Marika Liebsch wurde. Von da an ließen die Mutter von zwei Kindern die vielen Begegnungen und Eindrücke, die sie rund um diesen Dreh sammeln konnte, nicht mehr los, und es war die Idee geboren, die zunächst privat motivierte Unterstützung ihrer Freunde in Have mit der Gründung des Vereins „Geburts- und Kinderhilfe Ghana e.V.“ auf offiziellere und finanziell auch sichere Füße zu stellen. Seitdem konnte Sonja Liggett-Igelmund, deren Söhne im Kölner Domchor singen, viele Eltern und Schüler der Domsingschule und der Liebfrauenschule zum Mitmachen bei diesem Hilfsprojekt gewinnen, die die Initiative nicht nur mit großer emotionaler Anteilnahme begleiten, sondern vor allem auch verlässlich mit Sach- und Geldspenden sponsern.
Mit dem immer größer werdenden Helferkreis konnten schließlich 2015 auch die ersten Baumaßnahmen realisiert werden: die Modernisierung der Geburtsstation sowie einer Schule und seit diesem Jahr zusätzlich der Neubau einer weiteren Schule und der eines Hebammenwohnheims. „Das ist unser nächstes Ziel, diese Gebäude fertigzustellen“, erklärt Liggett-Igelmund. Trotzdem gehe es immer um Hilfe zur Selbsthilfe und darum, den Menschen in Have eine Perspektive zu schenken. „Manchmal muss die Finanzierung von Schulbüchern gesichert sein, ein anderes Mal geht es um lebensnotwendige Medikamente und dann wieder um die Beschaffung von Schulbänken oder die Erweiterung eines Gebäudetraktes, um noch mehr Kindern das Schreiben und Lesen beibringen zu können. Immer noch fällt uns etwas ein, was an Infrastruktur dabei helfen kann, den Kindern in Have Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben.“
Besonders aber freue sie, sagt die Gründerin von „Meeting Bismarck“, dass sich so viele Menschen von der Begeisterung, mit der sie selbst anfangs ihre Kontakte zu der Bevölkerung in Ghana gepflegt habe, anstecken ließen und zusätzliche Ideen, wie beispielsweise ein Nähprojekt oder andere Bildungsangebote, entwickelt und in die Tat umgesetzt hätten. „Wir suchen immer Leute, die Spaß an diesem Engagement haben“, wirbt Sonja Liggett-Igelmund für weitere Mitstreiter. „Denn noch immer gibt es genug zu tun, um das Gesundheitswesen und insbesondere die Geburtshilfe vor Ort zu stärken: mit medizinischen Hilfsprogrammen und der Ausbildung des pflegerischen Fachpersonals.“ Außerdem gehe es ihr um die sozial Benachteiligten, die Armen und die Stärkung der Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft.
„Der kleine Bismarck hat damals im Sturm mein Herz erobert. Das ist eine Erfahrung, die ich gerne weitergeben und mit möglichst vielen Menschen teilen möchte“, sagt die Hebamme. Für den kommenden März plant sie mit ihrem Mann Markus und einem Stab ehrenamtlicher Helfer die nächste Reise nach Afrika. Dann steht die zweite Bauphase des Hebammenwohnheims an: wieder mit Architekten, Architekturstudenten und Handwerkern aus Deutschland.
Das Konzert „Die Domchöre singen zum Advent“ am 22. Dezember, in dem auch der dänische Popsänger Tim Schou mit den Chören sein Lied „New Tomorrow“ in einer besonderen Version singen wird, beginnt um 20 Uhr im Kölner Dom. Der Eintritt ist frei. Spenden kommen „Meeting Bismarck“ zugute. Weitere Informationen zu diesem Hilfsprojekt unter: www.meeting-bismarck.de
Beatrice Tomasetti