In der Heiligen Woche haben die Chöre der Dommusik Hochkonjunktur
Den krönenden Abschluss bildet am Ostermontag die Orchestermesse in B-Dur von Franz Schubert mit der Domkantorei Köln
In der Heiligen Woche wird es für die Sängerinnen und Sänger der Chöre am Dom immer ziemlich dicht. Nicht nur was die musikalische Vorbereitung auf das Osterfest angeht, sondern auch die theologisch-inhaltliche. Denn seit vielen Jahren ist es gute Tradition, sich in der Karwoche mit intensiver Probenarbeit, aber auch spirituellen Einheiten auf das Ostergeschehen einzustimmen und die Gestaltung der Gottesdienste im Dom bewusst anzugehen. Dazu gehört vor allem auch für die jüngeren Chormitglieder, sich von einem Team rund um Domvikar Tobias Hopmann, dem Präses der Chöre, an den vier Vormittagen – bis einschließlich Gründonnerstag – zwischen den Proben im Kardinal-Höffner-Haus immer wieder zur Auseinandersetzung mit thematischen Elementen anleiten zu lassen, um sich bewusst der Leidensgeschichte Jesu zu stellen, sich von ihrer Botschaft berühren zu lassen und das Abendmahl- und Kreuzwegsgeschehen in anschaulichen Schritten nachzuvollziehen.
Am Ende gehört auch die Einladung zur Beichte zu diesem pädagogischen Konzept, das sich über die Jahre für die etwa 200 Kinder und Jugendlichen bewährt hat. „Die Gestaltung der Chrisam-Messe, der Abendmahlfeier mit Fußwaschung, der Trauermette, der Karfreitagsliturgie sowie der Osternacht und der Ostermessen ist dem gesamten Team der Dommusik ein großes Anliegen. Dafür setzen wir aus Überzeugung viel Zeit und Kraft ein. Denn es gehört zu unserem Kerngeschäft, den zentralen Feierstunden unseres christlichen Glaubens einen ganz besonderen Rahmen zu geben und dem Leiden und Sterben Jesu ein musikalisches Gesicht“, sagt Domkapellmeister Eberhard Metternich dazu. „Die Kinder erleben die Musik, die sie in diesen Tagen einstudieren, ganz anders, wenn sie vorher dazu einen emotionalen Zugang gefunden haben.“
Doch auch über die Karfreitagsliturgie im Dom hinaus, bei der in jedem Jahr alternierend der Knaben- oder Mädchenchor die Sterbestunden Jesu Christi mit einer a-cappella-Passion darstellt – in diesem Jahr ist es der Kölner Domchor mit der Johannes-Passion von Hermann Schroeder – wirken die Chöre am Dom regelmäßig in den Kar-Tagen bei Passionsmusik mit. Denn immer ist es auch wenigstens eine der beiden großen Bach-Passionen in der Kölner Philharmonie, die noch zusätzlich auf ihrem Programm für die Zeit kurz vor Ostern steht. In diesem Jahr wurde das Vokalensemble Kölner Dom, das unter Gürzenich-Kapellmeister François-Xavier Roth die Johannes-Passion von Bach aufführt, für dieses traditionelle Konzert angefragt. „Diese regelmäßigen Beteiligungen zeigen uns, dass wir gerade auf dem Gebiet der liturgischen Chormusik für Qualität stehen, die uns ein unverwechselbares Profil gibt und uns auch ein Stück stolz machen kann“, kommentiert Metternich, für den sowohl die Johannes- als auch die Matthäus-Passion zum abrufbaren Repertoire seiner Chöre zählt. Die Zusammenarbeit mit François-Xavier Roth gestalte sich dabei als ein ungemein spannender Prozess, der äußerst inspirierend und auch ein zusätzlicher Motivationsfaktor für die Sänger sei, so der Leiter der Dommusik.
In der Osternacht singt der Kölner Domchor den "Cantus Missae" von Josef Rheinberger sowie "Sicut cervus" von Palestrina und "Singet dem Herrn ein neues Lied" von Mendelssohn-Bartholdy. Für den Ostersonntag, an dem der Mädchenchor das Pontifikalamt mit Erzbischof Woelki gestaltet, hat Chorleiter Oliver Sperling die „Messe à deux voix égales“ – Messe für zwei Frauenstimmen und Orgel op. 167 – der französischen Komponistin Cécile Chaminade gewählt. Außerdem singen die Mädchen die Oster-Motette „Surrexit Christus, spes mea“ von Mendelssohn-Bartholdy. Domorganist Winfried Bönig läutet das feierliche Hochamt zuvor mit dem Orgelvorspiel „Surrexit pastor bonus“ von Palestrina ein. Und am Abend sind die Mädchen in der Chorvesper dann wieder mit feierlichen Ostergesängen dran.
Den krönenden Abschluss dieser Tage, an denen die Chöre der Dommusik Hochkonjunktur haben, bildet dann am Ostermontag eine Orchestermesse. Winfried Krane, Leiter der Domkantorei Köln und der Kölner Domkapelle, dirigiert noch einmal die Messe, die er zu Beginn der Fastenzeit auch schon mit den Schülern der „Erzbischöflichen Musiktage“ erarbeitet hat, nun aber mit seinem eigenen Chor singt: die Messe in B-Dur von Franz Schubert, die – 1815 entstanden – eine Art Mittelstellung zwischen einer „Missa solemnis“ und einer Messe für den liturgischen Gebrauch einnimmt. „Sie ist nicht zu umfangreich, verfügt aber dennoch über sehr expressive Teile und unterstreicht an einem solchen Tag einmal mehr die Festlichkeit der Liturgie“, sagt er. Den eigentlichen Höhepunkt aber hebt sich der Chorleiter für den Schluss auf. Da soll zum wichtigsten Fest der Christenheit natürlich auch der Jubel eines Händel’schen „Halleluja“ nicht fehlen.
Die Karfreitagsliturgie, bei der der Kölner Domchor die Johannes-Passion von Hermann Schroeder sowie „Popule meus“ von Tomás Luis de Victoria und „O crux ave“ von Giovanni Pierluigi da Palestrina singt, beginnt um 15 Uhr im Kölner Dom. Die Johannes-Passion von Bach mit dem Vokalensemble Kölner Dom und dem Gürzenich-Orchester Köln unter der Leitung von François-Xavier Roth findet am Abend um 18 Uhr in der Kölner Philharmonie statt. Die Osternacht beginnt in diesem Jahr erstmalig um 21.30 Uhr. Das Pontifikalamt am Ostermorgen mit Hauptzelebrant Rainer Maria Kardinal Woelki ist um 10 Uhr und die Chorvesper am Abend um 18 Uhr. Das Pontifikalamt am Ostermontag mit Weihbischof Ansgar Puff beginnt um 10 Uhr. Die Solisten der Schubert-Messe sind Jutta Gräwe, Sopran, Helena Wery, Alt, Max Fieth, Tenor, Claudius Gatzweiler, Bass.
Beatrice Tomasetti