Pueri Cantores als Botschafter des Glaubens
Eine Auswahl des Kölner Domchores fährt zum Deutschen Knabenchorfestival nach Würzburg
Über 500 Sänger, Chorleiter und Betreuer aus zehn verschiedenen Chören werden am nächsten Wochenende zum Knabenchorfestival in Würzburg erwartet. Denn dort findet unter dem Motto „Unser Licht ist Christus“ zum dritten Mal diese „Pueri Cantores“-Veranstaltung statt. Mit dabei ist auch eine Auswahl des Kölner Domchores, der gemeinsam mit anderen Knabenchören bei diesem Festival zusammentrifft, um in großer Gemeinschaft Gottesdienste zu feiern und Konzerte miteinander zu singen.
„Die weltweite Gemeinschaft von ‚Pueri Cantores’ ist uns ein wichtiges Anliegen“, betont Domkapellmeister Eberhard Metternich. „Und sie lebt von der Teilnahme an diesen Treffen. Denn nur durch die Begegnung wächst das Verständnis füreinander.“ Schließlich habe der Kölner Domchor 1950 zu den ersten Mitgliedern dieses Verbandes gehört. Drei Jahre später nur sei Köln dann bereits Austragungsort für dieses internationale Festival gewesen, das mit seiner Gründung 1947 zunächst so unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland zum Ziel gehabt habe.
Am kommenden Freitag wird das Würzburger Festival um 19.30 Uhr mit einer ökumenischen Feier im Kiliansdom eröffnet. Als „Pueri-Bischof“ in Deutschland vertritt der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann die Anliegen des Chorverbandes in der Deutschen Bischofskonferenz. Deswegen freue ihn die Chorarbeit der Jugendlichen ganz besonders, sagt er. Er hoffe, „dass die Jugendlichen durch das Singen in der Liturgie in den Glauben eingeführt werden und dieser Stabilität gewinnt, die sonst nicht möglich wäre“. Das Festival sorge allerdings auch für eine gewisse positive Konkurrenz unter den Teilnehmern. „Das ist eine Herausforderung, die die Chorarbeit stärkt“, argumentiert Hofmann. Das Treffen sei für die Jugendlichen enorm wichtig, da sie dort Gleichgesinnte kennenlernten. „Die Chöre sind neben der Ministrantenarbeit für Kinder und Jugendliche eines unserer wichtigsten Engagements.“ Würzburg sei eine liebenswürdige Stadt, so der Bischof weiter. Die Jugendlichen könnten hier nicht nur historische Luft schnuppern, sondern hätten gleichzeitig auch die Möglichkeit, die Musik der Würzburger Chöre näher kennenzulernen.
An die große Tradition der Pueri Cantores in Würzburg erinnert Matthias Balzer, der Präsident von Pueri Cantores in Deutschland. Bereits 1970 habe es in Würzburg ein erstes großes internationales Chortreffen mit mehr als 5000 Teilnehmern aus 14 Nationen gegeben, organisiert von Siegfried Koesler, dem späteren Würzburger Domkapellmeister und langjährigen Präsident des internationalen Pueri-Cantores-Verbands. Und er berichtet von Abbé Fernand Maillet, gestorben 1963 und Gründer des internationalen Pueri Cantores-Verbandes, der einmal gesagt haben soll: „Morgen werden alle Kinder der Welt den Frieden Gottes singen.“ Er habe damit gezeigt, so Balzer, dass die Pueri Cantores eine Botschaft für die ganze Welt haben. Denn die regelmäßig stattfindenden Festivals des Verbandes förderten Freundschaften. Insbesondere die internationalen Treffen trügen zu gemeinsamen Gottesdienstfeiern und Festen weit über die jeweiligen Landesgrenzen bei. „Wir schaffen mit Pueri Cantores ein Netzwerk, so dass auch die Kinder und Jugendlichen erleben, dass sie in einer großen Gemeinschaft der Kirche eingebettet sind“, sagt Balzer.
Die Gattung der Knabenchöre gelte es zu pflegen, erklärt der Würzburger Domkapellmeister Christian Schmid im Vorfeld des Festivals. Bedingt durch weniger Freizeit aufgrund der Ganztagsschulen gehe die Motivation, sich im Chor zu engagieren, immer mehr zurück. Zudem kämen Jungen immer früher in den Stimmbruch. Im Jahr des Reformationsgedenkens trage das Festival in Würzburg zudem auch eine ökumenische Gesinnung nach außen, so Schmid. Angesichts eines hohen Anteils an Kindern und Jugendlichen, die am Würzburger Dom mitsängen, aber nicht katholisch seien, würden durch Musik und Gesang über Konfessionsgrenzen hinweg Werte vermittelt. Der Verantwortliche für die Würzburger Dommusik betont, dass beim Festival Lieder aller Schwierigkeitsgrade gesungen würden. „Damit wollen wir herausragenden Chören Rechnung tragen, dass sie sich künstlerisch entwickeln können.“ Es sei aber auch ein Chor mit nur acht Mitgliedern angemeldet, der einstimmig singen werde. Darüber freuten sich die Veranstalter genauso.
Am Samstag treffen sich die Teilnehmer zu vier verschiedenen Begegnungskonzerten in der Würzburger Augustinerkirche und im Neumünster. Bei dieser Gelegenheit treffen die Kölner Sänger auf die St. Georgs-Chorknaben aus Ulm. Am Sonntagmorgen feiern dann alle Sänger mit Bischof Hofmann um 10 Uhr ein Pontifikalamt im Kiliansdom. „Die direkte Begegnung der Sänger ist wichtig. Es darf jeder mitmachen und mitsingen“, sagte Projektleiterin Viola Ratz. Untergebracht werden die Jugendlichen in Jugendherbergen und Bildungshäusern sowie in Gastfamilien. Neben dem Kölner Domchor nehmen sonst noch die Münchner Domsingknaben, die St. Michael-Chorknaben aus Schwäbisch-Gemünd, die St. Georgs-Chorknaben aus Ulm, die Capella Ludgeriana Münster, die St. Johannes-Chorknaben aus Bad Saulgau, der Nachwuchschor der Regensburger Domspatzen, der Paderborner Domchor, die Knabenschola der Antoniusmusik aus Wuppertal und eben der gastgebende Chor, die Würzburger Domsingknaben, an diesem Deutschen Knabenchorfestival teil.
Zu „Pueri cantores“ gehören Kinder und Jugendliche in vielen Ländern weltweit, die mit ihrem Chor in der Liturgie zum Lob Gottes singen und sich mit ihren Gesängen für den Frieden einsetzen wollen. 1947 wurde der internationale Verband in Frankreich von Abbé Fernand Maillet und seinem Knabenchor, den „Petits Chanteurs à la Croix de Bois“, gegründet. 1951 konstituierte sich der Deutsche Chorverband Pueri Cantores, der sich inzwischen mit rund 400 Chören und über 16.000 jungen Sängerinnen und Sängern zum größten Nationalverband in der weltweiten Familie der Pueri Cantores entwickelt hat. Während der Verband anfangs nur aus Knabenchören bestand, gehören ihm heute auch Mädchen- und Jugendchöre an. Ziel ist, mit dem Chorsingen Kindern und Jugendlichen neben einer breiten musikalisch-kulturellen Bildung auch eine tiefgehende religiöse und liturgische Erziehung zu vermitteln.
Bistum Würzburg/Beatrice Tomasetti