Mit Pauken und Trompeten
Die „Missa in tempore belli“ von Joseph Haydn und das Magnificat von Johann Sebastian Bach beschließen die Saison
„Wir leben immer in kriegerischen Zeiten. Umso dringender bedarf es unseres Gebetes um Frieden“, betont Domkapellmeister Eberhard Metternich. Bewusst hat der Leiter der Kölner Dommusik daher für den Abschluss des 26. Zyklus 2016/2017 der Konzertreihe „Geistliche Musik am Dreikönigenschrein“ die „Missa in tempore belli“, Hob. XXII: 9 in C-Dur für vier Solisten, vierstimmigen Chor, Orchester und Orgel von Joseph Haydn ausgewählt. „Komponisten schaffen noch einmal eine ganz andere Intensität der Bitte um Frieden“, unterstreicht Metternich, der die 1796 in Wien uraufgeführte „Paukenmesse“ nach der Premiere in der Pfingstliturgie am vergangenen Sonntag im Kölner Dom nun ein zweites Mal mit dem Vokalensemble Kölner Dom, nämlich zusätzlich noch als abendliches Konzert am kommenden Freitag, aufführen wird.
Ihren Beinamen verdankt die Messe, die Haydn selbst aus Anlass der drohenden Invasion Napoleon Bonapartes in Wien während des Ersten Koalitionskrieges „Missa in tempore belli“ – Messe in Zeiten des Krieges – taufte, den düster-bedrohlichen Paukenschlägen im Agnus Dei. Zugleich gilt dieses Werk, das zu den sechs großen Orchestermessen Haydns zählt und gemeinsam mit „Der Schöpfung“ und den „Jahreszeiten“ sein Spätwerk bildet, als eine der kraftvollsten und ergreifendsten Kompositionen – nicht zuletzt wegen der hier fanfarenartig zum Einsatz kommenden Pauken und Trompeten. Eine vergleichbare Verbindung von kriegerischer Militärmusik und Friedensbitte habe dann nach dem Vorbild des Musikerkollegen ein Vierteljahrhundert später auch Beethoven in seiner „Missa solemnis“ geschaffen und damit diese Idee Haydns noch einmal aufgegriffen, erklärt Chorleiter Metternich. Auch Beethoven sei es in seiner großen Festmesse darum gegangen, einem eindringlichen „Dona nobis pacem“ unüberhörbar die Assoziation des Krieges durch Unheil ankündende Trompeten- und Paukenklänge voranzustellen.
Im zweiten Teil des Konzertes wird das Magnificat von Johann Sebastian Bach zu hören sein. Auch dieses Werk aus dem Jahr 1723, das der Leipziger Thomaskantor nach barocker Gepflogenheit als Kantate angelegt und Jahre später noch einmal in zahlreichen Details und auch bezüglich der Tonart überarbeitet hat, steht – wie die Paukenmesse – für das Vokalensemble zum ersten Mal auf dem Programm. Die einzelnen Sätze, die Bach alternierend von den fünf Solisten oder vom Chor singen lässt, erscheinen ungewöhnlich kurz. Wegen seiner lateinischen Sprache, aber eben gerade auch wegen der Wahl der Vokalbesetzung wird der Lobgesang Mariens, den sie bei der Begegnung mit ihrer Cousine Elisabeth nach Art eines Hymnus anstimmt, gerne in die Nähe von Bachs h-moll-Messe gerückt.
Das letzte Konzert in der Reihe „Geistliche Musik am Dreikönigenschrein“ vor der Sommerpause findet am 9. Juni im Kölner Dom statt und beginnt um 20 Uhr. Es singt das Vokalensemble Kölner Dom. Als Solisten wirken mit: Theresa Nelles, Sopran, Theresa Klose, Mezzosopran (Magnificat), Elvira Bill, Alt, Ulrich Cordes, Tenor, Thilo Dahlmann, Bass. Es spielen Mitglieder des Gürzenich-Orchesters Köln sowie das Trompeten-Consort Friedemann Immer. Die Leitung hat Eberhard Metternich. Der Eintritt ist frei. Wiederholt wird das Konzert zwei Tage später am 11. Juni um 20 Uhr im Altenberger Dom. Eintrittskarten sind dann für 25 Euro an der Abendkasse erhältlich.
Beatrice Tomasetti