Cantate Domino
32 A-Chor-Knaben erlebten ihren ersten Auftritt im Kölner Dom
Treffsicher erklingt der letzte Ton: ein hohes B, das für Gänsehautfeeling sorgt. Immerhin ziehen die Knaben im Sopran am Ende des feierlichen Gottesdienstes mit Generalvikar Dr. Dominik Meiering für diese stimmliche Höchstleistung alle Blicke auf sich. Soeben haben die Neunjährigen die Feuertaufe bestanden und zum ersten Mal in der Sonntagsliturgie des Kölner Domes mitgewirkt. Zweimal, bevor sie offiziell mit einem eigenen Ritual zu Beginn des kommenden Jahres in die Gemeinschaft der Sänger aufgenommen werden, dürfen sie einen solchen „Probedurchlauf“ absolvieren und ihre Teilnahme vorab in zwei Hochämtern für den sogenannten „Ernstfall“ üben.
Dafür stehen sie in den ersten beiden Reihen auf dem Chorpodest im südlichen Seitenschiff, klappen nach dem Schlusssegen ihre schwarzen Notenmappen zu und können stolz auf die gemeisterte Premiere sein. Das „Laudate Dominum“ von Henri Carol haben sie mit Bravour bewältigt. Wie auch zuvor die Motette „Cantate Domino“ von Christian Matthias Heiß zur Gabenbereitung und die „Missa octavi toni“ von Orlando di Lasso.
Gerade die beiden Motetten gehören zu den Paradestücken des Kölner Domchores, mit denen Domkapellmeister Eberhard Metternich und sein Ensemble angesichts der teils einprägsamen, teils aber auch sehr anspruchsvollen Melodien gerne brillieren. Am Sonntag nun konnten auch die 32 Nachwuchsknaben des A-Chores zeigen, dass sie den Herausforderungen eines Domauftritts – wenn auch mit ein wenig Lampenfieber – bereits gewachsen sind. Im Anschluss lobte Chorleiter Metternich: „Sie waren mit großem Eifer dabei. Man spürte, dass sie die beiden Motetten lieben. Schließlich war ‚Cantate Domino’ die erste überhaupt, die wir gemeinsam einstudiert haben. Und zu einer solchen Musik entsteht dann meist eine ganz besondere Beziehung.“ Wichtig sei, dass die Sänger Spaß beim Singen hätten. „Und das war ihnen deutlich anzumerken, denn bei diesen Stücken geht es eben auch richtig zur Sache“, lacht der Pädagoge. Die „Missa octavi toni“ zählt ebenfalls für jede Nachwuchsgeneration zum Standard-Repertoire des ersten Domauftritts. „Sie ist einfach und kurz, steigert sich aber innerhalb der einzelnen Ordinariumsteile. Und außerdem lernen die Kinder auf diese Weise die Polyphonie kennen“, argumentiert er.
In seiner Begrüßung hatte Generalvikar Meiering die Neuzugänge eigens willkommen geheißen. „Es ist schön, dass wir heute auf besonders feierliche Weise unseren Gottesdienst begehen dürfen und der Domchor um 32 Knaben stärker geworden ist.“ Er erwähnte die intensive Vorbereitungszeit in den letzten Wochen und Monaten, in denen die jungen Sänger diesem Auftritt entgegengefiebert hatten, und lobte dieses Engagement „zur Ehre Gottes und unserer aller Freude. Es ist schön, dass Ihr heute hier seid mit Euren Familien“, wandte er sich herzlich an die Jüngsten im Chor, die an diesem Tag zusammen mit der Gruppe der älteren Chormitglieder insgesamt über 120 Sänger zählten. Auch das 30-jährige Dienstjubiläum des Domkapellmeisters, der am 1. September 1987 sein Amt im Dom angetreten hatte, würdigte der Zelebrant und gratulierte dem Leiter der Kölner Dommusik zu diesem besonderen Ereignis vor der versammelten Domgemeinde.
„Wir feiern miteinander Gottesdienst“, fuhr er dann fort, „und das meint nicht, dass wir Gott dienen, sondern ich hoffe, dass das alle Verantwortlichen der Dommusik genauso wie wir immer wieder neu erfahren: dass, wenn wir Gott dienen, er eigentlich uns dient. Wenn wir zusammenkommen, auf sein Wort hören, miteinander beten und singen – dann werden wir selbst in unserer Seele zu Gott emporgehoben, ihm nahe. Das wollen wir jetzt wieder miteinander feiern: dass er uns empor reißt in seine himmlische göttliche Wirklichkeit.“
Beatrice Tomasetti