Der Kölner Domchor singt unter Bernard Haitink
40 Knaben wirken bei der 3. Sinfonie von Gustav Mahler in der Philharmonie mit
Erst Ende April war eine Knaben-Auswahl des Kölner Domchores mit dabei gewesen, als das WDR-Sinfonieorchester unter seinem Leiter, dem Finnen Jukka Pekka-Saraste, in der Philharmonie die dritte Mahler-Sinfonie aufgeführt hat. Das mag die jungen Sänger wohl für ein weiteres Konzert mit demselben Programm – diesmal unter der Leitung von Bernard Haitink, der das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks dirigiert – empfohlen haben.
Jedenfalls übernehmen die Knaben auch im Konzert mit dem niederländischen Maestro am kommenden Sonntag in der Philharmonie wieder den Part des von Mahler vorgesehenen Kinderchores im 5. Satz der Sinfonie, dem das Lied „Es sungen drei Engel“ aus der Gedichtsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ zugrunde liegt. Hier intonieren die Knaben, unterstützt von sechs Glocken, ein kindlich-naiv anmutendes „Bim-Bam“. Inhaltlich geht es um die Dimension der Religion, die in diesem kurzen und eher scherzhaften Satz, der auf einem „Bim“ auch überraschend abrupt endet, allerdings nicht mit der zu erwartenden Ernsthaftigkeit behandelt wird. Der Sünder Petrus bekennt Jesus seine Schuld und erhält Aussicht auf das Seelenheil durch seine Buße. Der Mittelteil des Gedichts erscheint bei Mahler dann in dialogischer Form, während die Musik zunehmend choralartiger wird, aber auch humoristische Elemente nicht fehlen. Eine komplette musikalische Kosmologie zu erschaffen – das war das Anliegen Gustav Mahlers in seiner Dritten Symphonie: von der unbeseelten Materie über Pflanzen, Tiere, Menschen und Engel bis hinauf zur göttlichen Liebe.
„Wir freuen uns, dass wir auf Vermittlung der KölnMusik innerhalb von nur wenigen Wochen nun gleich einen zweiten Einsatz bei einem derart großen Sinfonie-Konzert haben“, kommentiert Chorleiter Eberhard Metternich diese Anfrage. Dieser Auftritt gebe den Zehn- bis 13-jährigen Sängern die Gelegenheit, mit einem weiteren renommierten Dirigenten, mit dem sie erstmalig am Vortag der Aufführung zu einer Verständigungsprobe im Chorsaal des Domes zusammentreffen, an einem solchen spätromantischen Monumentalwerk zu arbeiten,. Solche Begegnungen, weil sie punktgenaue Konzentrationsarbeit erforderten und besonders intensiv seien, erlebten alle immer als ganz besonders spannend, so Metternich.
Es heißt, dass Mahler sein künstlerisches Credo nirgendwo so klar und eindrucksvoll umgesetzt hat wie in dieser 1895/96 komponierten Sinfonie Nr. 3, die 1902 in Krefeld zur Uraufführung gelangte. Denn hier „finden strenger Kirchenton und fröhliche Tanzweise, naiver Naturlaut und artistische Verfeinerung bruchlos zueinander“, heißt es in einer Vorankündigung zu dieser Aufführung. "Die ganze Natur bekommt darin eine Stimme und erzählt tief Geheimes!“, hat Mahler selbst über seine sechssätzige Komposition gesagt, während er an anderer Stelle eher Grundsätzliches zu seinem Verständnis dieses bis zu anderthalb Stunden dauernden Opus erläutert. Nämlich: „Sinfonie heißt mir eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen.“
Das Konzert beginnt am 19. Juni um 20 Uhr in der Kölner Philharmonie. Mitwirkende sind: Gerhild Romberger, Alt, der Kölner Domchor/Einstudierung Eberhard Metternich, der Chor des Bayerischen Rundfunks/Einstudierung Yuval Weinberg und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Bernard Haitink.
Beatrice Tomasetti