"Himmlische Töne" zur Freude der Menschen
Zum ersten Mal sangen die Mädchen und Knaben der B-Chöre im Kapitelsamt
Für 31 Mädchen und 27 Knaben der B-Chöre war es an den vergangenen zwei Sonntagen ziemlich aufregend. Denn zum ersten Mal standen sie während des Kapitelsamtes – die Knaben am 12. Juni und die Mädchen am 19. Juni – auf dem Chorpodest im südlichen Seitenschiff des Kölner Domes und probten schon einmal für den „Ernstfall“. Wenn der auch erst zu Beginn des kommenden Jahres eintritt – dann nämlich werden die 58 Nachwuchssänger offiziell durch Dompropst Gerd Bachner im Rahmen eines feierlichen Zeremoniells in die A-Chöre der Kölner Dommusik aufgenommen – konnten sie nun aber schon einmal probeweise testen, wie es sich anfühlt, die älteren Sängerkolleginnen und –kollegen beim sonntäglichen Hochamt gesanglich zu unterstützen, ein Stück Eigenverantwortlichkeit zu üben und wichtiger Bestandteil der liturgischen Mitgestaltung zu sein.
Und natürlich war den kleinen „Hoffnungsträgern“, wie Domkapellmeister Eberhard Metternich sie liebevoll zu nennen pflegt, bei der „Dom-Premiere“ auch anzumerken, dass es schon eine gehörige Portion Mut braucht, in der ersten Reihe für alle sichtbar zu stehen und den musikalischen Anforderungen einer lateinischen Messe gewachsen zu sein. Denn immerhin stellten sich die Knaben der Herausforderung, die „Missa Octavi Toni“ von Orlando di Lasso zu singen sowie das „Ave verum“ von Gounod und die Motetten „Cantate Domino“ von Christian Matthias Heiß und „Laudate Domino“ von Henri Carol; für den ersten Auftritt im Dom zwar die von Chorleiter Metternich vorgegebene „Messlatte“, aber in der Summe eben auch nicht gerade anspruchslose Liedsätze. Bei den Mädchen waren es die Kompositionen „Missa sine nomine“ von Claudio Casciolini und die Motette „Hebe deine Augen auf“ von Mendelssohn-Bartholdy, die Domkantor Oliver Sperling traditionell für das Debüt der durchweg Neunjährigen auswählt und mit denen sie ebenfalls unter Beweis stellen mussten, dass sie der neuen Aufgabe durchaus gewachsen sind.
Entsprechend groß fiel das Lob der jeweiligen Hauptzelebranten aus: Prälat Hans-Josef Radermacher, der das Kapitelsamt am vergangenen Sonntag leitete, würdigte ausdrücklich die überzeugende Leistung der Knaben. Und Dompropst Gerd Bachner, der zunächst am Anfang der gestrigen Messfeier einen besonderen Willkommensgruß an die Mädchen richtete und dabei auch die Gelegenheit nutzte, den Familien für ihren Einsatz zugunsten der Chormusik an der Domkirche auf das Herzlichste zu danken, stellte eigens die Mühe heraus, die mit diesem Engagement verbunden sei. An die neuen Chorsängerinnen gewandt, die erstmals offiziell mit dem A-Chor auftraten, sagte er: „Wie schön, dass Ihr Euch bereit erklärt habt, zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen die Liturgie mitzugestalten. Wir haben heute himmlische Töne gehört“, schwärmte er am Ende der Messfeier und sorgte damit für zustimmenden Beifall seitens der Gemeinde. „Der Anfang ist nicht immer leicht“, räumte der Propst ein, „daher wurdet Ihr heute dabei von Euren älteren Sängerkolleginnen unterstützt.“
Nachdem der lange Prozessionsstrom der Mädchen beim festlichen Auszug schließlich vor der Sakristei zum Abschluss in gewohnter Weise für die Geistlichen Spalier gebildet hatte, beglückwünschte Bachner noch einmal sehr persönlich Helena Wery zu diesem musikalischen „Einstand“. Die Assistentin des Mädchenchores am Kölner Dom hatte gestern in Vertretung für Chorleiter Oliver Sperling die Verantwortung für die musikalische Gestaltung der Liturgie übernommen und auf diese Weise zu dem gelungenen Start des sängerischen Nachwuchses beigetragen.
Beatrice Tomasetti