Ein Andenken fürs Leben
Die Fertigung der Rosenkranzringe mit Jacek Necka ist seit 15 Jahren fester Bestandteil der Erstkommunionvorbereitung
An diesem Vormittag wird eifrig gehämmert, geschmirgelt und gefeilt. Balthazar überprüft immer wieder, ob die Kerben, die er in den Ring einritzt, auch im richtigen Abstand zueinander stehen. Auch Theresa und Philipp sind ganz in ihre Arbeit vertieft, während sich Celina schon mal zum Spaß das kleine Schmuckstück überstreift und ihre Hand stolz in die Luft streckt. Natürlich sind ihre Finger noch viel zu klein für diese Kostbarkeit aus glänzendem Silber. Schließlich hat Jacek Necka dieser diffizilen Maßarbeit das Ringmaß eines Erwachsenen zugrunde gelegt. „Der Ring soll doch ein Andenken fürs Leben sein und ist ein Rosenkranz für unterwegs“, erklärt er den Kindern dazu. „Überall wo Ihr seid, habt Ihr ihn später gleich zur Hand. Die sonst üblichen Perlen, mit denen die meisten Menschen die Gesätze des Rosenkranzes beten, werden hier eben durch Kerben ersetzt. Doch ansonsten ist das Prinzip dasselbe.“
Seit 15 Jahren kommt der gelernte Goldschmied immer drei, vier Wochen vor der Feier der Erstkommunion in die Klassen der dritten Schuljahre und fertigt mit den Acht- und Neunjährigen einen Rosenkranzring. Das hat in der Domsingschule längst Tradition und ist in einer Zeit entstanden, als es noch keine institutionelle Nachmittagsbetreuung gab. Damals war es üblich und auch ausdrücklich von Seiten der Schulleitung gewünscht, dass Eltern Angebote für Workshops machten und so die Kinder viele unterschiedliche Anregungen bekamen und sich je nach Neigung und Interesse das Passende heraussuchen konnten. Auch Familie Necka gehörte damals mit zwei Töchtern zu der Elternschaft der Domsingschule und brachte sich von Anfang an mit interessanten Ideen für gemeinsames Basteln und Werken ein.
In Polen, wo Jacek Necka herstammt, besitzen viele Katholiken einen Rosenkranzring. „Ich bin mit dem Rosenkranzbeten aufgewachsen“, erzählt er von früher. Und dass er, als er noch in seinem ursprünglichen Beruf gearbeitet hat, viele solcher Ringe als Auftragsarbeiten gefertigt hat. Natürlich bringt der 53-Jährige auch schon die entsprechend von ihm vorbereiteten Rohlinge mit in die Schule. Denn der erste Arbeitsschritt, aus bloßem Material eine grundlegende Form herzustellen, erfordert noch einmal ein ganz anderes technisches Gerät als das, was Necka ohnehin schon an unverzichtbaren Werkzeugen mit in den Unterricht bringt. Das Silber hat er dann bereits vorher geschmolzen, flach und auf Vier-Kant gewalzt, mit einer Zange in eine Rundung gebracht und das Rund auf einem Kolben immer noch weiter rund geklopft. Für die Arbeit mit den Kindern hält Necka Schraubstöcke und viele unterschiedlich große Feilen bereit. Denn die Verzierung des Ringes mit den Kerben und einem Kreuz ist dann ganz Sache der Drittklässler. In einem letzten Arbeitsschritt wird das Endprodukt dann noch poliert. Und auch die Gravur des Kommuniontagsdatums, die Necka innen anbringt, darf nicht fehlen.
Begleitend zu dieser Einheit lernen die Kommunionkinder natürlich bei ihrer Vorbereitung auf den Empfang des Sakramentes durch Schulseelsorger Burkhard Hofer, wie der silberne Ring dann auch im Alltag zu gebrauchen ist und wie der Zusammenhang zwischen dem Rosenkranz und dem Monat Mai ist. Sie lernen, dass der Rosenkranzring nur eine kleinere – wenn man so will praktischere – Form des Rosenkranzes ist und auch Fingerrosenkranz genannt wird. Meistens hat er 10 winzige Einkerbungen und ein Kreuz, bei dem man mit einem Vaterunser beginnt. Bei der ersten Einkerbung nach dem Kreuz wird ein Ave Maria gebetet und dann dreht man den Ring nach jedem gesprochenen Ave Maria mit dem Daumennagel derselben Hand einfach nur um eine Kerbe weiter.
Beatrice Tomasetti