Von einem, der König wurde...

Schulchor und Theater-AG führten das Kindermusical „Ich will das Morgenrot wecken“ auf
Die Geduld der israelitischen Marktfrauen ist nun endgültig zu Ende: Der Obstverkauf läuft äußerst schlecht, die Qualität der Ware ist mehr als bescheiden, die Leute haben immer weniger Geld in den Taschen. Da wird man sich schnell einig: Eine neue Regierung muss her! Der alte König Saul hat den Staat heruntergewirtschaftet. Ja, man munkelt, er selbst sei schon nicht mehr ganz bei Trost. Alle Hoffnungen des Volkes richten sich nun auf einen neuen "starken Mann". Aber dass das ausgerechnet der verträumte Hirtenjunge David sein soll, der seine ganze Zeit mit Harfespielen vertut, will zunächst niemand so recht glauben. Schließlich verkörpert er so gar nicht den Idealtypus eines souveränen Herrschers. Mit seiner Musik gelingt es ihm jedoch, die Menschen zu bezaubern. Sogar der geistig verwirrte König Saul wird durch Davids Gesang zeitweise geheilt. So kommt es, dass ihn das Volk Israel schließlich zu seinem König macht.
Die alttestamentarische Geschichte um den jungen Hoffnungsträger David, der den Kampf gegen Goliath gewinnt und König Saul auf seinem Thron ablöst, stand in diesem Jahr mit dem Kindermusical „Ich will das Morgenrot wecken“ auf dem Spielplan von Annette Riehm, Leiterin der Theater-AG in der Kölner Domsingschule. Denn die Einstudierung eines Singspiels immer zum Abschluss eines Schuljahres hat hier Tradition und ist so kurz vor Ferienbeginn noch einmal für alle Mitwirkenden eine Herausforderung. Die jungen Chorsängerinnen und -sänger unter der Leitung von Eberhard Metternich müssen textsicher und rhythmisch auf den Punkt zu sein. Für die anderen Schüler, die mit großer Begeisterung beim Schauspielen mitmachen, geht es indes darum, in den einzelnen Rollen dieses Musiktheaters ihren szenischen Auftritt mit vielen Monologen, Dialogen und sogar kleinen solistischen Gesangseinlagen zu kombinieren. Für die zwei Aufführungen, zu denen die Eltern, aber auch die Kita-Kinder aus der Nachbarschaft eingeladen sind, besetzt Riehm – je nach Anzahl der Mitglieder ihrer Theater-AG – die Hauptrollen mitunter doppelt, so dass möglichst viele Kinder zum Einsatz kommen und dabei auch jeweils ihre Kostüme und den imaginären Schauplatz – diesmal den eines Marktplatzes und später dann den eines blühenden Gartens – mit einem Einsatz im Chor abwechseln.
Mit einer großen Portion Humor, Charme und vielen originellen Ideen ist es Annette Riehm und Kunstlehrerin Susanne Wetzler auch diesmal wieder gelungen, dieses aus der großen Angebotspalette des Düsseldorfer Kantorenkonvents gewählte Musical phantasievoll zu inszenieren. „Dabei suchen wir im Vorfeld die Geschichte jeweils gemeinsam mit den Chorleitern aus, prüfen, was gesangs-, aber auch bühnen- und zeittechnisch mit unseren Möglichkeiten machbar ist“, erklärt Spielleiterin Riehm. „Bei den Kostümen schöpfen wir oft aus einem Fundus, der mit der Zeit angewachsen ist und in dem wir immer eine Menge bunter Gewänder für unterschiedliche Zwecke aufbewahren.“ Und was fehlt, werde im Unterricht kunstvoll von Susanne Wetzler hergestellt, berichtet Riehm. Auch der eine oder andere Einfall käme ihr erst während der Proben – „Ich habe eine konkrete Vorstellung, wie das auf der Bühne aussehen soll“ – und so entwickle sich die Regiearbeit manchmal zu einem kreativen Prozess, bei dem sich immer noch bis zum letzten Moment etwas ändern kann.
Auch die Dekoration ist nicht immer gleich von Anfang an gesicherter Bestandteil der Bühne. „Viele der Requisiten kommen erst später dazu“, so Riehm. Dabei vertraut sie oft auf das handwerkliche Geschick von Kollegin Wetzler. Oder aber manches mitgebrachte „Schätzchen aus dem heimischen Hausrat“ bereichert die Kulisse. Es müsse schließlich nicht immer gleich etwas kosten, den nötigen Effekt zu erzielen. „Nur die größeren, zum Stück passenden Bühnenelemente gestalten wir meistens neu. Das sind dann intensive Unterrichtsstunden, bei denen die Schüler mit Herzblut bei der Sache sind“, berichtet die Konrektorin der Domsingschule. Doch zunächst sei Lesen, Lesen und nochmals Lesen zu Beginn jeder Einstudierung das A und O. Dabei kristallisiere sich ganz schnell heraus, wer für welche Rolle geeignet sei und mimisches Talent mitbringe. Schließlich – das ist erklärtes Ziel – sollen am Ende alle ihren Spaß haben und die Zuschauer gut unterhalten werden.
„Vieles studieren wir ganz genau ein. Manches aber lebt auch von der Improvisation und dem Steggreifspiel. Dafür lasse ich immer ganz bewusst Raum. Kinder muss man dahin bekommen, dass sie selbst Ideen für ihr Spiel entwickeln, aus der einfacheren passiven in eine aktive Rolle wechseln“, erläutert die Pädagogin. „Manche müssen sich erst überwinden, andere überzeugen sofort.“ Vor allem aber müsse man würdigen, dass es jeder so gut mache, wie er kann. Dabei sei es ihr Part zu schauen, wer sich besonders zum Vortragen und wer für den aufmerksamen Souffleur eigne oder aber auch schon allein äußere Voraussetzungen für manche Figur mitbringe. Genauso gerne aber fördert Riehm die Kinder, die sich freiwillig melden und sich grundsätzlich zum Mitmachen bei einer der tragenden Rollen hochmotiviert zeigen, auch wenn sie erst nach und nach in ihre Aufgabe hineinwachsen.
Mit großem Erfolg führten die Schüler der dritten und vierten Schuljahre am Morgen und am Nachmittag des 29. Juni das Singspiel „Ich will das Morgenrot wecken – David wird König“ des Düsseldorfer Kantorenkonvents in der Aula der Kölner Domsingschule auf. Den Schulchor dirigierte Eberhard Metternich. Am Klavier begleitete Oliver Sperling. Szenische Einstudierung: Annette Riehm; Requisite und Kostüme: Susanne Wetzler; Technik: Bernhard Walterscheid.