Impuls für die Schulgemeinschaft Nr. 2
Liebe Schulgemeinschaft!
Ich hoffe, dass es Euch und Ihnen gut geht und dass alle gesund sind.
In diesen Tagen ist ein Wort in aller Munde: „Solidarität“. Solidarität meint Zusammenhalt und zeigt sich in gegenseitiger Hilfe und Unterstützung. Christlich gesprochen können wir Solidarität unter den Begriff der Nächstenliebe fassen. Jesus fordert den Menschen auf, den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Damals zur Zeit Jesu wie heute fragen sich die Menschen, wer denn ihr Nächster sei. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (zum Nachlesen siehe: Evangelium nach Lukas, Kapitel 10, Verse 25-37) gibt Jesus die Antwort: der Nächste ist der, der konkret Hilfe und Unterstützung braucht. Das Gleichnis macht dabei deutlich, dass mit dem Nächsten nicht nur der gemeint ist, der jemandem gefühlsmäßig nahesteht und den man kennt, sondern auch der Fremde und Unbekannte. Dazu kommt, dass mit der Nächstenliebe auch die Selbstliebe zusammenhängt, denn es heißt ja: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Wir sollen auch auf uns Acht geben und dürfen uns selbst lieben, weil wir von Gott als seine Abbilder geschaffen wurden, die eine unauslöschliche Würde besitzen und ausgestattet sind mit einzigartigen Fähigkeiten und Begabungen, die wir wiederum einbringen sollen in unser Zusammenleben. Selbstliebe hat somit nichts mit Egoismus zu tun.
Wenn in diesen Tagen an uns alle appelliert wird, dass wir zuhause bleiben sollen, dann sollten wir diesem Appell Folge leisten, um solidarisch zu sein mit all unseren Mitmenschen, auch denen, die wir nicht persönlich kennen, vor allem mit den älteren Mitbürgern, weil sie zu den Risikogruppen gehören, für die die Infektion mit dem Corona-Virus schlimme Folgen haben kann. Und wir gehen gleichzeitig achtsam mit uns und unserem eigenen Leben um. Wer also zuhause bleibt und so Rücksicht auf sich und andere nimmt, erfüllt das Gebot der Nächstenliebe und der Selbstliebe.
Schön zu sehen ist in diesen Tagen, dass solidarisches Handeln sehr kreativ und vielfältig sein kann. Obwohl wir zuhause bleiben müssen, was wir sonst vielleicht eher mit Nichtstun verbinden, ist dies derzeit höchst effektiv. Denn auch von zuhause aus können wir Werke der Nächstenliebe tun:
- zum Beispiel regelmäßig telefonieren mit denen, die sich in diesen Tagen über Kontakt freuen, weil sie nicht besucht werden sollen und allein sind;
- unter Beachtung der empfohlenen Verhaltensregeln für ältere Mitbürger in der Nachbarschaft einkaufen;
- sich Zeit für das Gebet nehmen und Gott um Mut und Kraft bitten für die, die infiziert oder in Sorge sind, und für die, die ihren Dienst tun in Krankenhäusern, Altenheimen und Supermärkten und damit dafür sorgen, dass die Versorgung der Kranken und der Gesunden gewährleistet ist.
Die Medien berichten von vielen weiteren kreativen Ideen und Aktionen, die im Grunde so simpel sind: da läuten um 19.30 Uhr im ganzen Erzbistum die Glocken aller Kirchen und zeigen die Verbundenheit untereinander, verstärkt durch das zeitgleiche gemeinsame Gebet.
Da musizieren Menschen zu abgesprochenen Zeiten auf ihren Balkonen, um anderen einfach eine Freude zu machen.
Da stellen Menschen Lichter in ihre Fenster, um in diesen „dunklen Tagen“ ein Zeichen der Hoffnung in das Wohnviertel und ins Land hinaus zu senden.
In dieser Zeit der Krise scheint die Gesellschaft doch menschlicher und solidarischer zu sein als wir sie sonst häufig erfahren. Nächstenliebe geht doch! Gott sei Dank!
Mich interessiert, welche kreativen Ideen für solidarisches Handeln in diesen Tagen Ihr habt / Sie haben oder was konkret Ihr Gutes tut / Sie Gutes tun. Gerne kann ich diese Ideen und Aktionen in meinem nächsten Impuls kommende Woche benennen, um uns gegenseitig zu inspirieren und zu noch mehr solidarischem Handeln zu motivieren. Natürlich gehe ich vertraulich mit den Nachrichten um, so dass die jeweilige Idee oder konkrete Tat keiner Person zugeordnet werden kann. Über eine Mail von Euch / Ihnen würde ich mich sehr freuen (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)!
Zum Schluss schlage ich Euch und Ihnen als unser gemeinsames, solidarisches Zeichen der Kölner Domsingschule vor, jeden Abend um 19.30 Uhr, wenn wir das Glockengeläut unserer Kirchen hören, mit vielen weiteren Menschen im Erzbistum Köln innezuhalten, folgendes Gebet zu sprechen und damit eine große solidarische Gebetsgemeinschaft zu sein:
Allmächtiger Gott,
wir beten für alle Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind,
für alle, die Angst haben vor einer Infektion,
für alle, die sich nicht frei bewegen können,
für die Ärztinnen und Pfleger, die sich um die Kranken kümmern,
für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmittel suchen,
für... (hier kann jede/ individuell eine Bitte formulieren),
dass Gott unserer Welt in dieser Krise seinen Segen erhalte.
Allmächtiger Gott,
du bist uns Zuflucht und Stärke, viele Generationen vor uns haben dich als mächtig erfahren,
als Helfer in allen Nöten.
Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind,
und stärke in uns den Glauben, dass du dich um jede und jeden von uns sorgst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
© Martin Conrad, Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz (teilweise abgeändert)
Bleiben wir so als solidarische Gemeinschaft miteinander verbunden und in Kontakt! Und: Bleibt Ihr / bleiben Sie gesegnet und gesund!
Ihr und Euer
Burkhard Hofer
Schulseelsorger