„Den Blick weg von mir auf andere lenken“ - Sankt Martin in der Kölner Domsingschule
Tabeah malt das Pferd hellbraun an. Dann überlegt sie, welcher Rot-Ton aus ihrer Filzstiftsammlung wohl am besten zu dem Umhang des Heiligen Martin passt. Und sie weiß jetzt schon – wenn die mit vielen Farben bunt ausgemalte Pergamenttüte fertig ist – dass sie an ihren Opa gehen soll. „Denn der ist krank“, begründet die Sechsjährige. „Meine Tüte ist für meinen Onkel, weil ich ihn gerade nicht besuchen kann“, erklärt Anne-Sophie. „Ich will sie bei meiner Tante vor die Tür stellen, weil die ganze Familie in Quarantäne muss“, sagt Helene zu der Wahl ihres Adressaten. Und Nicolas: „Für meinen Vater – einfach so.“
Während die Erstklässler der Kölner Domsingschule konzentriert bei der Sache sind und die Schwarz-Weiß-Umrisse der Schablonezeichnung auf der kleinen Brottüte, in die später ein Kerzenlicht gestellt werden soll, ausmalen, machen sie sich Gedanken, an wen sie diese Bastelarbeit vorzugsweise verschenken wollen: wer einsam oder traurig ist, wem ein solches Zeichen der Verbundenheit gerade gut tun und Freude machen würde.